Magic and Arts Perlenwelt - Infos über Perlen, Perlenherstellung und verschiedene Materialien

Bernstein und natürliche Perlen

Im Meer der wechselnden Winde,

fischten seine Händler nach Perlen.

Im Meer, über dem der Nordstern steht

fischten sie nach gelbem Bernstein.

Seit eh und je haben gewisse natürliche Substanzen ihrer Schönheit, Seltenheit und Unvergänglichkeit wegen, den Menschen in in ihren Bann gezogen: insbesondere Bernstein und natürliche Perlen. Um beide hat sich eine jeweils eigene, erlesene Schmuckkultur entwickelt.

Bernstein

Bernstein-roh

Bernstein ist fossiles Kiefernharz aus den gemäßigten und subtropischen Waldregionen des Alt-Tertiär, als erdgeschichtlich rund 60 bis 40 Millionen Jahre alt. Er fühlt sich leicht und warm an und kommt meist in durchsichtig hell- bis goldgelben Honigfarben vor, seltener in einer Reihe opaker oder halbdurchsichtiger Töne von Rubinrot bis zu irisierenden Grün- und Blauschattierungen.

Die wichtigsten Bernstein-Lagerstätten befinden sich im Ostseeraum- an oder vor den Küsten Schwedens, Dänemarks, Deutschlands, Polens und Rußland-, begraben unter 30 bis 40 m hohen Sand- und Mergelschichten in einer Ton-Ablagerung, die man "blaue Erde" nennt. Heute wird der meiste Bernstein auf der ehemals ostpreußischen Samland-Halbinsel abgebaut, aber nur 15 Prozent des dort gewonnenen Materials besitzen eine Qualität, die zur Schmuckverarbeitung taugt. Weitere ergiebige Bernsteinvorkommen erstrecken sich unter dem Ostsee-Meeresboden bis zu 75 Kilometer Entfernung von der Küste. Heftige Stürme befördern nicht selten an den Stränden oder im Flachwasser der baltischen Länder Bernstein zutage; auch an den Küsten Englands und Frankreichs sind vereinzelt schon Bernsteinfunde gemacht worden. Bernstein war wahrscheinlich das erste edelsteinähnliche Material aus dem der Mensch Schmuck gestaltete. An jungpaläolithischen Fundstätten der Magdalénien-Kultur in Frankreich und Spanien wurden Perlen und Anhänger aus Bernstein gefunden, die aus der Zeit von entdeckten Archäologen Bernstein aus 150 km entfernten Lagerstätten, der wahrscheinlich um 13 000 v. Chr. auf dem Handelswege dorthin gelangte.

Die goldene Farbe und die geschmeidige Oberfläche des baltischen Bernsteins ließen ihn spätestens zu Beginn des Neolithikums zu einer begehrten Handelsware werden. Die Völker in der baltischen Region, in Zentralrußland, im westlichen Norwegen sowie in Finnland handelten schon 3000 v. Chr. mit Bernstein, und zwar sowohl als Rohmaterial als auch in Form von fertigen Perlen. In fast allen Teilen Europas kommt Bernstein neolithischen und bronzezeitlichen Gräbern des zweiten vorchristlichen Jahrtausend vor.

In der Bronzezeit wurde Bernstein auf den Nord-Süd-Routen die den großen europäischen Flußläufen folgten, transportiert. Einer der wichtigsten Handelswege begann in Jütland (Dänemark), durchquerte entlang Weser und Elbe Deutschland, folgte dann der Moldau durch Mähren und Österreich, überwand die Alpen über den Brennerpaß, erreichte durch die Poebene die Adria, um jenseits bis zur Peloponnes und von dort per Schiff nach Kreta zu gelangen. Eine zweite Landroute folgte der Donau in den Balkan, während eine dritte von Mitteldeutschland westwärts nach Britannien und in das englische Königreich Wessex führte. Um 600 v. Chr. verlief eine andere Route von der holländischen Küste das Rheintal hinauf und durchs Rôhnetal bis zum Mittelmeerhafen Marseille. Entlang all dieser Routen wurden bei Ausgrabungen große Mengen von Bernsteinperlen gefunden. Im allgemeinen transportierte man Bernstein als Rohmaterial, das dann von den Empfängern zu Anhängern und Perlen verarbeitet wurde.

Gleichzeitig mit dem transkontinentalen Bernsteinhandel entwickelte sich in der Bronzezeit der baltische Zinn- und Kupfelhandel; diese beiden Materialien waren vonnöten, Bronzelegierungen herzustellen. Seit etwa 1600 v. Chr. tauschte man baltischen Bernstein und Zinn gegen fertige Bronzewaffen und anderes Werkzeug der höher entwickelten Mittelmeerkulturen.

Von der Mitte bis zum Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. hielten die Mykener - in ihrer Nachfolge später Phönizier und Etrusker - die Fäden eines weitreichenden Bernsteinhandels fest in der Hand. So verwundert es nicht, daß zwischen Bernsteinhalsbändern, die man in Jütland, Wessex, Mykene oder am Rhein gefunden hat, auffallende Ähnlichkeiten bestehen. Zur gleichen Zeit gelangte baltischer Bernstein aus der Ägäis in die östlichen Mittelmeerländer: Ein in Ras Shamra in Syrien ausgegrabener mykenischer Topf enthielt Bernsteinperlen aus dem Baltikum.Die frühesten schriftlichen Hinweise auf Bernstein finden sich in Homers Odysee, die zwar erst im 8. Jahrhundet v. Chr. niedergeschrieben wurde, aber älterer mündlicher Überlieferung folgt. Zeitlicher Anhaltspunkt ist der Untergang Trojas (um 1300 v. Chr.), Ort der Handlung die Insel Ithaka an der griechischen Westküste. Odysseus Gemahlin Penelope erhält von ihrem Freier Eurymachos " ein goldenes Halsband, reich verziert, mit Bernstein durchreiht, so schön wie dei Sonne".

Das Wort Elektrizität ist abgeleitet von elektron, dem griechischen Begriff für Bernstein. Wenn mann Bernstein reibt, wird er elektrisch aufgeladen, so daß kleine Papierstücke oder Fädchen daran hängenbleiben. Dieses Phänomen, das Plato und Aristoteles im 4. Jahrhundert v. Chr. beobachten, mag erklären, warum Bernstein in der Antike von einer Aura des Geheimnisvollen und Magischen umgeben war. Gewiß haben diese elektrischen Eigenschaften und die goldene Farbe dazu beigetragen, daß dem Material jahrtausendelang Heilkräfte nachgesagt wurden.

Bernstein-roh

Der griechische Mythos hat eine elegische Deutung für Bernstein: Als die Heliaden-Schwestern ihren toten Bruder Phaeton beweinten, dessen Sonnenwagen vom Himmel gestürzt war, tropften ihre Tränen in den Fluß und erstarrten zu Bernstein. Dem griechischen Staatsmann Nikias (spätes 5. Jahrhundert v. Chr.) galt goldener Bernstein als "im Meer erstarrte Sonnenstrahlen, die an die Küsten gespült werden". Einer anderen Quelle zufolge ist Bernstein der verfestigte Urin des Luchses; er wird daher zuweilen auch lyncurius genannt. Man glaubte ferner, daß er aus versteinertem Samen von Delphinen oder Seehunden bestehe.Trotz all dieser Legenden wußten die Griechen und Römer sehr wohl um die wahre Beschaffenheit von Bernstein; der römische Historiker Plinius hat seinen Ursprung mit bemerkenswerter Kenntnis beschrieben.

Sei es aus Unkenntnis, sei es, weil sie als gewitzte Kaufleute ihr Wissen für sich behalten wollten, hielten die Phönizier die Fundstellen von Bernstein geheim. Die etruskischen Seefahrer jedoch entdeckten die baltischen Quellen und schalteten sich ihrerseits in den Bernsteinhandel ein. Ihre Nachfolger, die Römer, entsandten im 2. Jahrhundert n. Chr. Expeditionen in den Ostseeraum. um Bernstein zu importieren.

Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches ging der Bernsteinhandel in den Wirren der Völkerwanderungzeit zurück. Erst im späteren Mittelalter erlebte das Interesse an Bernstein und infolgedessen der Handel neuen Aufschwung, wobei nun deutsche Kaufleute Verarbeitung und Vertrieb kontrollierten - ein Monopol, das sie jahrhundertelang behaupten konnten. Zwischen 1300 und 1800 wurden in den mitteleuropäischen Handwerksbetrieben unter Aufsicht einer strengen Zunftordnung Bernsteinperlen vor allem für christliche, buddhistische oder muslimische Gebetsketten hergestellt. Handwerksgesellen, die der Zunft beitreten wollten, mußten "ihre Befähigung beweisen, indem sie ein viertel Pfund perfekt gerundeter und geichmäßig durchbohrter Perlen fertigten, und zwar frei nach Augenmaß, ohne Hilfe eines Zirkels".

Auch im asiatischen Raum war Bernstein geschätzt, insbesondere von Persern, Türken, Arabern und Chinesen. Der Engländer Thomas Kinton erstand im 20. Jahrhundert ein chinesisches Bernsteinhalsband aus dem 18. Jahrhundert, dessen Perlen in Form von Mandarinköpfen geschnitzt waren, "jedes Gesicht mit einem anderen Ausdruck; einige lächesten , andere schnitten Grimassen, und andere zeigten einen ernsten Gesichtsausdruck.

Zusätzlich zu den baltischen Lagerstätten verfügten Sizilien, Rumänien und Burma über Bernsteinvorkommen, deren Erträge quantitativ jedoch verhältnismäßig gering waren. Die Farbskala des baltischen Bernsteins reicht vom blaßgelben Weiß bis zu rötlichem Braun, fast Schwarz, wobei Gelbtöne dominieren. Sizilianischer Bernstein ist ebenfalls gelb, aber kommt zusätzlich in einem seltenen Rubinrot sowie in grünen, braunen, blauen und Purpurtönen vor. Eine weitere Eigenart ist, daß er häufig luminesziert, was mit der vulkanischen Beschaffenheit der Ätna-Zone zusammenhängen kann. Dunke Farben sind typisch für rumänischen Bernstein: Rosenrot, Rauchgrau, dunkles Granatrot, Braunrot und eine Farbskala von grünlichen Blautönen, grünen und bräunlich-grünen Varianten mit achatähnlichen Mustern, "Piatra-Bernstein" genannt. Der dunkelrote, stark schillernde Bernstein aus Burma ist einer der kostbarsten und schönsten Bernsteinarten der Welt.

Die Farbvarationen von Bernstein sind bedingt durch die Einwirkung unterschiedlicher Elemente beim Versteinerungsprozeß. Dunkler Bernstein ist möglicherweise mit Holzasche oder Eisenpyrit in Verbindung gekommen. Blauer Bernstein enthält Kalziumkarbonat, während einige andere Farben durch Schwefelsäure infolge Fäulnisbildung zustande kommen. Bernstein wird mit dem Alter dunkler. Die Farbe kann sich innerhalb von 100 Jahren von gelb zu einem rötlichen Braun verändern. Dennoch wird angenommen, dass der vereinzelt in griechischen Gräbern auftauchende dunkelrote Bernstein sizilischen Ursprungs ist, zumal in der Antike verarbeiteter Bernstein vielfach aus Sizilien stammen soll. Beweise für diese These gibt es allerdings nicht; die Untersuchung von antikem Bernstein hat vielmehr ergeben, dass die meisten Exemplare einen gelben Kern haben und Spuren von Bernsteinsäure enthalten: charakteristische Merkmale von baltischem Bernstein also.

Es gibt sowohl durchsichtigen als auch opaken Bernstein. Je nach Vorhandensein und Menge winzigkleiner eingeschlossener Luftblasen ist das Harz wolkig oder klar. Während das Harz an den Stämmen herunterlief, verfingen sich oft Insekten, Zweige und Blätter in der klebrigen Masse. Millionen Jahre später liefern diese Einschlüsse wertvolle Informationen über die Flora und Fauna der prähistorischen Bernsteinwälder.

Zu den Materialien, die häufig mit Bernstein verwechselt werden, gehören Kopal, Ambroid und Bakelit. Kopal, ein natürliches Harz, gibt es in halbversteinertem Zustand und als direkt von den Bäumen genommenes Harz. Man nimmt an, dass in früheren Zeiten Perlen aus Kopal hergestellt wurden. Die meisten sogenannten Kopalperlen bestehen jedoch fast immer aus Bernstein oder Kunststoff.

Echtes Kopal wird in großen Mengen auf der Insel Sansibar vor der Küste Tansanias gefunden, wo man es während der Regenzeiten, wenn der Boden aufgeweicht ist, abbaut. Man sammelt dort auch Rohkopal von birkenähnlichen Bäumen. Beide Materialien werden ebenso an der westafrikanischen Küste und in Neuseeland, Brasilien und Malaysia gewonnen. Man nimmt an, dass echtes Kopal etwa eine Millionen Jahre alt ist und sich mitten in einem komplexen chemischen Prozess befindet, der letztendlich zur Bildung von Bernstein führen würde. Ambroid oder rekonstruierter Bernstein besteht aus zusammengepreßten kleinen Bernsteinteilchen. Obwohl es sich also uim Grunde um echten Bernstein handelt, kann sich dieses Produkt nicht mit der Klarheit und Schönheit von natürlich gebildetem Bernstein messen.

Es wurde lange behauptet, dass viele der in Schmuckstücken der zwanziger und dreißier Jahre verarbeiteten Bernsteinimitationen aus Bakelit bestünden, einem von dreißiger Jahre verarbeiteten Bernsteinimitationen aus Bakelit bestünden, einem von dem belgischen Chemiker Baekeland 1909 so benannten Kunstharzpreßstoff aus Kondensationsprodukten von Phenol und Farmaldehyd. In Wirklichkeit handelt es sich hier meistens um verschiedene gegossene Phenolharze, die intensiv farbig und lichtdurchlässig sind, während Bakelit opak und meist dunkelfarbig ist.

Das einzige Bernsteinwerk der Welt besteht in Palmnicken (Jantarny) im seit 1945 russischen Verwaltungsgebiet Königsberg. Dieses baltische Zentrum für Bernsteinabbau und -verarbeitung produziert heute vorrangig für den Export. Farben und Formen variieren, wobei die Perlen generell unregelmäßig sind.

Natürliche Perlen

Natürliche Perlen - im Englischen pearls im Gegensatz zu den zuvor besprochenen beads - sind ebenso wie Benstein eine organische Substanz, das Produkt eines lebenden Organismus. Während Bernstein eine vieltausend Jahre alte fossile Form von Kiefernharz darstellt, bilden sich Perlen durch Drüsensekretionen bestimmter Austern- und Muschelarten. Sie kommen auf der ganzen Welt wowohl in Meer- als auch in Süßwassermollusken. Diese natürlich gewachsenen Kleinodien sind der schönste Beitrag der Natur zum Thema Perlen. Von Natur aus vollkommen, unterscheiden sie sich von allen anderen Edelsteinen dadurch, dass sie keiner weiteren Prozeduren bedürfen, um ihre Schönheit sichtbar zu machen. Formen und Polieren erübrigen sich: diese Perlen müssen nur noch befestigt, d. h. eingelegt bzw. angebohrt oder gelocht werden.

Um den Ursprung dieser Perlen ranken sich viele Mythen und Legenden. In China wollte man wissen, dass sie in den Köpfen von Drachen wachsen, während in Indien vielerlei Vorstellungen bestanden: Demnach stammen sie entweder aus den Wolken, von Elefanten, Ebern, Schneckenmuscheln, Fischen, Schlangen, vom Bambus oder der Auster - wobei dieser letzten Version der Vorrang gegeben wurde.